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Buchtipp: Gärten des Grauens, die Weihnachtsedition

Auf Facebook wurde es als „Die erste Gartensatire der Welt“ bekannt – und doch steckt ein sehr reales Problem dahinter: Artensterben durch Kiesgärten. Ulf Soltau hat es aufgegriffen und ist darüber zum Bestsellerautor geworden, der sich nur scheinbar spielerisch mit dem Sterben der Artenvielfalt durch die lebensfeindliche Gestaltung unserer Vorgärten auseinandersetzt. Inzwischen ist davon auch eine „Weihnachtsedition“ erschienen. Das ist unser weihnachtlicher Buchtipp für alle Eigenheimbesitzer, die wissen wollen, wie man seinen Garten besser NICHT gestalten sollte

Berechtigte Sorgen um die Artenvielfalt

Ulf Soltau ist studierter Biologe, arbeitete unter anderem im Podocarpus-Nationalpark in Ecuador und setzt sich intensiv mit den Eigenheiten der Gartenkultur auseinander. Mit Wortwitz und hintergründiger Gesellschaftskritik erreichte seine Facebook-Seite Gärten des Grauens große Popularität und erfuhr ein riesiges Medienecho. Längst ist Soltaus Projekt die erste Adresse, wenn es um die Dokumentation erschreckender Gartentrends geht.

Auch beliebt in Deutschland: Flächenversiegelung mit Gabionenwänden
Auch beliebt in Deutschland: Flächenversiegelung mit Gabionenwänden
Seit Anfang 2019 postet Soltau auf seinem Blog „Gärten des Grauens“ fast täglich Bilder zur Kiesgartenkultur in Deutschland. Das hat sich schnell verbreitet, mittlerweile postet nicht nur er, sondern das tun auch zahlreiche andere Menschen in Blogs und auf anderen Wegen, die sich um den Erhalt unserer Artenvielfalt berechtigte Sorgen machen. Selbst der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist Teil dieser Aktion– die sich fast schon als „Bewegung“ bezeichnen lässt. Der NABU schreibt: „Gerade Vorgärten und kleine Grünflächen haben eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima in der Stadt. Sie bilden ökologische Trittsteine für Pflanzenarten, Insekten und Vögel, die auf der Suche nach Nahrung und Nistplätzen von Trittstein zu Trittstein wandern. Grünflächen liefern saubere, frische Luft. Kies- und Steinflächen heizen sich dagegen stärker auf, speichern Wärme und strahlen sie wieder ab. Für das Stadtklima wird die Zunahme an Kies- und Steingärten zum Problem, vor allem, wenn zusätzlich notwendige Kaltluftschneisen durch neue Bebauungen wegfallen.“

Viele Betrachter der abschreckend „pflegeleicht“ und kieslastigen Gartenbilder betonen zudem, dass diese Kiesgärten eine typisch deutsche Angelegenheit seien … übertriebene Ordnungsliebe auf Kosten einer lebendigen Natur.

Von der Satire zur Mitmachkultur – so kann Umdenken funktionieren

Soltaus Aktion ist mittlerweile nicht mehr nur in seinem eigenen Blog, sondern auf allen Social-Media-Kanälen zu finden, noch immer kommen fast täglich neue Fotos dazu – viele Menschen beteiligen sich und stellen eigene Grauens-Bilder online.

Das ist eine erstaunliche, erstaunlich gute Entwicklung, denn durch diese Mitmachkultur haben vermutlich viele Menschen ihren Blick geschärft für all das, was einer lebendigen Pflanzen- und Insektenkultur in unseren Städten den Garaus zu machen versucht. Dabei ist – meist durch die Monokultur auf landwirtschaftlichen Flächen – gerade die Gartenvielfalt unserer Städte schon zum Garant für die natürliche Artenvielfalt geworden. Wenn da nicht mal wieder ein Vorgarten mit einer vollen Kiesladung zugeschüttet wird …

2019 erschienen die ersten „Gärten des Grauens“ in Buchform, ein Stadtmagazin bemerkte dazu durchaus treffend, dass Soltau damit in seiner „skalpellscharf-schneidenden Sprache in aller Kürze die bildlich in Szene gesetzten Schotter-Verbrechen, die manche Menschen als Garten bezeichnen“ in Szene setzt.

Lachen – mit Kloß im Hals

Die ganze Aktion würde ihrem Etikett als Satire nicht gerechnet, wenn man beim Betrachten dieser Bilder nicht auch oft lachen müsste – meist allerdings mit einem Kloß im Hals. Wer sich auch nur ansatzweise mit dem Thema Artenvielfalt beschäftigt hat, weiß mittlerweile ganz genau: So geht es nicht! Und staunt dann doch über die riesige Flut an Bildern, die beweisen, wie weit diese Un-Kultur in deutschen Gärten um sich greift.

Das alles wird ganz sicher nicht besser, wenn die Gartenbesitzer dann auch noch Weihnachtsmänner, Elche oder riesige Geschenk-Kästen aus Plastik in all den Kies stellen. Oder eine lebensgroße Plastik-Puppe mit goldenen Löckchen, Kunst-Flügeln und einem Stern auf dem Schoss. Von all den elektrifizierten Installationen zwischen Kies und Plastik ganz zu schweigen … Und das alles mit kurzen, prägnanten Bemerkungen unter dem Foto. Bei den halbtot rumliegenden Plüsch-Elchen und Weihnachtsmänner auf dem letzten Foto des Buchs etwa steht: „deliröses Erwachen am dritten Weihnachtstag“. Touché!

Unser Weihnachtsbuch-Geschenk-Tipp

Quelle: eichborn Verlag
Quelle: eichborn Verlag
Dieses Büchlein ist ein nettes Geschenk – vor allem natürlich an Weihnachten. Es kommt scheinbar völlig harmlos daher … doch vor allem bei Menschen, die sich noch nie um die „Kieskultur“ unserer (oder ihrer eigenen!) Vorgärten Gedanken gemacht haben, kann es durchaus Prozesse des Umdenkens in Gang setzen. Wer Sorge hat, dass all die Elche, Engel und Weihnachtsmänner zu sehr vom eigentlichen Thema ablenken, der sollte sich die beiden Bücher ansehen, die es außerdem noch von Soltau gibt: Schlicht „Gärten des Grauens“ und „Noch mehr Gärten des Grauens“. Die Weihnachtsedition ist erst Ende Oktober 2021 erschienen. Und in deren Nachwort schreibt Soltau, dass sein eigentliches Ziel sei, diese Bücher eines Tages überflüssig zu machen: „Eine Satire ist erst dann wirklich von Erfolg gekrönt, wenn sie dereinst nicht mehr gelesen wird, weil sie die belachten Torheiten zum Verschwinden gebracht hat.“

Die Weihnachtsedition ist – wie alle Gärten des Grauens - überall dort zu haben, wo es Bücher gibt, hat schmale 96 Seiten, kostet 11 Euro. ISBN: 978-3-8479-0089-4, Eichborn-Verlag. Unser Exemplar wurde uns vom Verlag überlassen – was unsere Meinung kein bisschen beeinflussen konnte.


Veröffentlicht am 19.11.2021

Hinweis zu Rechtsthemen: Sämtliche Texte wurden aufwendig recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Wir können trotzdem keine Garantie für die Korrektheit, Aktualität oder Vollständigkeit der präsentieren Informationen gewähren. Bitte wenden Sie sich bei Rechts- und Steuerfragen stets an einen fachkundigen Anwalt oder Steuerberater.



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