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Umweltschutz beim Bau: Das cradle-to-cradle-Prinzip

Upcycling statt Recycling: Es reicht nicht, weniger schlecht zu sein. Wie wäre es, wenn Immobilien nicht nur keinen negativen, sondern einen positiven Fußabdruck hinterlassen würden?

Umweltschutz radikal ernst nehmen, auch beim Bauen: das Cradle-to-cradle-Prinzip

Viele Menschen, die in immer neuen Anläufen versuchen, umweltbewusst zu denken und zu handeln, fragen sich mittlerweile vermehr: Wie viele Plastiktüten soll ich eigentlich noch einsparen, auf wie viele Autofahrten verzichten, damit ich wirklich etwas dazu beitrage, mit dem Klima- und Umweltschutz ernst zu machen? Schon diese Fragen seien falsch gestellt, würde sinngemäß Prof. Dr. Michael Braungart antworten. Der Mann ist promovierter Chemiker und Verfahrenstechniker, Gründer und wissenschaftlicher Geschäftsführer von EPEA, einem international agierenden Umweltforschungs- und Beratungsinstitut mit Hauptsitz in Hamburg. Vor allem hat er das cradle-to-cradle-Prinzip erfunden – seine Antwort auf viele unserer drängendsten Fragen in Bezug auf Klima- und Umweltschutz. Sein Institut vergibt diverse Zertifikate – unter anderem auch für Baumaterialen, Gebäude und Bauprojekte.

cradle to cradle – was ist das?

Wörtlich übersetzt, heißt es: Wiege zu Wiege. Also: Von der Wiege zurück in die Wiege, statt „von der Wiege zur Bahre“. Das sagt schon ziemlich viel aus. Tatsächlich geht es Braungart vor allem darum, Müll, Abfall, schädliche Gase oder Plastik in den Meeren, kurz: überschüssiges, nicht wiederverwendbares Material erst gar nicht entstehen zu lassen. Statt all das – wie bisher meist üblich – nach seiner Entstehung verzweifelt (und oft nicht sonderlich erfolgreich) zu versuchen, wieder „einzudämmen“, beispielsweise durch Recycling. Der Chemiker weiß nur allzu genau, wie viele Schad-, manchmal regelrechte Gift-Stoffe uns auf diese Weise trotz aller Recycling-Anstrengungen noch immer umgeben. Das kann nicht der richtige Weg sein, findet er. Und plädiert dafür, viel radikaler zu denken, zu planen, zu produzieren und zu bauen. Auf seiner Webseite schreibt er: „Der Mensch soll mit dem was er tut nützlich sein für andere Stoffkreisläufe. Seine Produkte sollen in Stoffkreisläufen funktionieren, so dass es keinen unnützen Abfall, sondern nur noch nützliche Rohstoffe gibt. Dass das funktionieren kann, zeigen mehrere hundert Produkte auf der Welt, die nach diesem Prinzip entwickelt worden sind.“

Seine Erfahrung: „Die funktionierenden Wechselwirkungen zwischen natürlichen Systemen legen nahe, dass die Etablierung von nachhaltigen Systemen der Produktion und des Konsums keine Frage der Reduzierung der Größe unseres ‚ökologischen Fußabdrucks‘ ist, sondern die Herausforderung ist eher, wie dieser ‚Fußabdruck‘ als nie versiegende, unterstützende Quelle für natürliche System errichtet werden kann.“

Quelle der Zitate: braungart.epea-hamburg.org

Also: lieber gleich Nützliches produzieren statt ständig der Beseitigung von Unnützem, meist sogar extrem Schädlichem hinterher zu rennen!

Bauprojekte nach dem cradle-to-cradle-Prinzip

Der wichtigste Grundsatz für das Bauen nach diesem Prinzip ist wohl, dass die Materialien, mit denen gebaut wird, leicht zu demontieren, sortenrein trennbar und dadurch vollständig recyclebar sein müssen. Ziel ist: Auf diese Weise werden Gebäude zu langlebigen, werthaltigen Rohstoffdepots, die die Ressourcen nach dem Ende ihrer Nutzungszeit wieder freigeben und somit zum Werterhalt der Immobilie beitragen.

Gebäude nach dem cradle-to-cradle-Prinzip besitzen einen positiven Fußabdruck, beispielsweise, indem sie die Außenluft oder das Regenwasser reinigen oder Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen. Durch die Nutzung und Produktion von erneuerbarer Energie sollen diese Gebäude langfristig mehr Energie liefern, als sie verbrauchen – „energiepositive Gebäude“ nennt Braungart das. Ist das jetzt die „Vision“ eines überenthusiastischen Umwelt- und Klimaschützers – oder könnte an Braungarts Gedanken etwas dran sein? Ist das umsetzbar – und wurde es vielleicht sogar schon irgendwo realisiert? Die Antwort auf die letzte Frage ist sehr klar: Ja! Es gibt Beispiele für diese Art des Bauens. Sie sind konkret und können auch besichtigt werden. Beispielsweise das Rathaus im niederländischen Venlo. Für dieses Gebäude hat das EPEA-Institut eigenes Material entwickelt. Weitere Projekte sind der Neubau der RAG Zeche Zollverein in Essen oder das Feuerwehrhaus Straubenhardt. Die genannten Gebäude werden auf der EPEA-Seite hier vorgestellt: epea.com/leistungen/gebaeude

Dort findet sich auch der Hinweis auf die Plattform Building Material Scout. Da werden alle materialbezogenen Informationen zu Produkten und Baustoffen gesammelt und für die Verwendung in Bauvorhaben strukturiert. Für Auftraggeber, Architektinnen, Planer und Baufirmen bietet diese Plattform die Möglichkeit, sich über kreislauffähige und gesunde Bauprodukte zu informieren, in Kontakt mit den Herstellern zu treten und das Datenmanagement für Bauprojekte zu organisieren. Am Ende entsteht für jedes Bauprojekt ein sogenannter Building Material Passport– als Pendant zum Energieausweis für die Materialverwendung.


Veröffentlicht am 07.09.2021

Hinweis zu Rechtsthemen: Sämtliche Texte wurden aufwendig recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Wir können trotzdem keine Garantie für die Korrektheit, Aktualität oder Vollständigkeit der präsentieren Informationen gewähren. Bitte wenden Sie sich bei Rechts- und Steuerfragen stets an einen fachkundigen Anwalt oder Steuerberater.



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