Immobilienverkauf: Prüfen Sie die Finanzierung des Käufers
Auf dem Weg zum Vertragsabschluss kann es beim Immobilienverkauf zu einem ärgerlichen Problem kommen: Der Verkäufer ist nicht solvent. Der Verkauf an diesen Interessenten platzt damit in letzter Sekunde. Mehr noch: Sie haben Zeit und Energie in die Vorbereitung und Verhandlung investiert und müssen nun eine Alternative suchen.
Um das zu verhindern, sollten Sie die Finanzierung des Käufers frühzeitig prüfen. Indem Sie relevante Eckdaten abfragen, können Sie ein Ausfallrisiko minimieren. Aber: Sie erhalten keine endgültige Sicherheit. Sie werden jedoch in den meisten Fällen frühzeitig erkennen, ob es Probleme geben könnte.
Warum ist die Bonitätsprüfung beim Hausverkauf so wichtig?
Sie sollten die Bonität und die Finanzierung des Kaufinteressenten immer prüfen. Dafür gibt es drei wichtige Gründe:
- Platzt der Vertrag, müssen Sie mit weiteren Interessenten verhandeln und die Zeit bis zum Verkauf verlängert sich.
- Sind Sie auf den Verkaufserlös angewiesen, können Sie durch den verzögerten Verkauf in eine finanzielle Schieflage geraten.
- Sie haften für Kosten wie die Grunderwerbsteuer gesamtschuldnerisch mit dem Käufer. Kann dieser die Summe nicht aufbringen, müssen Sie einspringen.
Was bedeutet Finanzierung und was bedeutet Bonität?
Es gibt zwei Aspekte, die Sie prüfen sollten. Zum einen die Finanzierung. Dabei geht es darum, ob der Käufer die vereinbarte Kaufsumme aufbringen kann. Zum anderen die Bonität. Dabei geht es darum, ob der Interessent ein Darlehen bekommen kann (wirtschaftliche Kreditwürdigkeit) sowie zahlungswillig und zuverlässig ist (persönliche Kreditwürdigkeit).
Die Bonität geht folglich über die Finanzierung hinaus. Es handelt sich um eine Einschätzung, ob ein Schuldner wirtschaftlich in der Lage und willig ist, den finanziellen Verpflichtungen nachzukommen – also etwa: die Kredittilgung oder auch nur schlicht das Bezahlen von Rechnungen.
Die Hürde: Verkäufer erhalten in der Regel keine Bonitätsauskünfte
Es gibt leider ein Problem. Aus Datenschutzgründen erhalten Immobilienverkäufer in der Regel keine Auskünfte über die Bonität bei der Schufa oder einer anderen Auskunftei. Zwar ist das grundsätzlich über den Umweg einer Mitgliedschaft möglich. Das ist jedoch mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand und Kosten verbunden. Auch dann sind Abfragen mit einem berechtigten Interesse zu sehr detailliert begründen. In den meisten Fällen müssen Sie daher andere Wege einschlagen.
Prüfen nicht Makler und Notar die Finanzierung?
Viele Verkäufer meinen, dass Makler und Notare die Finanzierung einer Immobilie und die Bonität prüfen. Der Notar macht das nicht. Er berät lediglich neutral über alle Fragen rund um den Verkauf und wickelt diesen ab.
Der Makler kann diese Aufgabe übernehmen. Allerdings sollten das dann im Vermarktungsvertrag die Verpflichtung aufgeführt sein, die Zahlungsfähigkeit von Interessenten zu prüfen. Diese Formulierung verpflichtet den Makler, die finanziellen Verhältnisse intensiv zu prüfen. Kommt er dem nicht nach, verletzt er sogar seine Vertragspflichten und wird schadensersatzpflichtig.
So fragen Sie Finanzierung und Bonität beim Immobilienverkauf ab
Sie erhalten als Verkäufer weder von der Bank des Interessenten oder einer Auskunftei wie der Schufa noch vom Notar eine Einschätzung zur Kreditwürdigkeit des Interessenten. Der einzige gängige Weg, um Informationen zur Finanzierung und Bonität des Käufers zu erhalten, ist eine Abfrage von Daten direkt beim Interessenten.
Zwar gibt es auch hierfür keine rechtliche Handhabe, um einen Kaufinteressenten zu einer Selbstauskunft zu zwingen. Aber als Immobilienverkäufer sitzen Sie am längeren Hebel: Wer nicht einwilligt, Ihnen Informationen bereitzustellen, den dürfen Sie von der Liste ernst nehmender Kaufinteressenten streichen.
Fordern Sie die Angaben bereits nach der Kontaktaufnahme an. Hat der Interessent noch nicht alle Unterlagen beisammen, kann er bis zur Besichtigung oder Preisverhandlung fehlende Dokumente beschaffen. Sie sollten vier Aspekte prüfen.
- Schufa-Selbstauskunft: Lassen Sie sich eine aktuelle Schufa-Selbstauskunft zeigen. Damit erfassen Sie, ob es Probleme geben kann. Die Auskunft dient dazu, Zahlungssäumnisse oder Überschuldung zu identifizieren. Wichtig: Es gibt zwei Arten der Selbstauskunft. Der Schufa-Bonitätscheck enthält nur einen kurzen Hinweis. Es sollte auf dem Dokument ersichtlich sein, dass „ausschließlich positive Vertragsinformationen“ vorliegen. Andere Aussagen sprechen für ein potenzielles Risiko. Ganz anders ist die umfassende Schufa-Selbstauskunft zusammengestellt. Diese listet verschiedene Bereiche, Zahlungsmoral und Verträge auf und bietet einen tiefen Einblick in die Bonität des Interessenten. Das Dokument ist deutlich aussagekräftiger.
- Einkommensnachweise: Lassen Sie sich die drei letzten Einkommensnachweise bzw. bei Selbstständigen eine BWA des Steuerberaters zeigen. So haben Sie einen Überblick, ob der Interessent regelmäßig ausreichend Geld verdient. Das spricht dafür, dass er Kredite bedienen kann, und ist ein Indiz für eine gute Bonität.
- Vermögensnachweise: Bitten Sie um Kopien von Konto- oder Depotauszügen sowie Nachweisen für Vermögen. Diese Unterlagen können durchaus aussagekräftig sein, um einzuschätzen, ob der Interessent die Kaufnebenkosten tragen kann und über Sicherheiten verfügt. Der potenzielle Käufer muss Ihrer Bitte zwar nicht nachkommen. Aber an seiner Reaktion können Sie schon einiges ablesen: Weicht er Ihrer Frage aus, zögert er? Dann ist durchaus denkbar, dass er gar nicht die finanziellen Mittel hat, um einen Immobilienkauf zu tätigen.
- Finanzierungsbestätigung der Bank: Es ist gängige Praxis, sich im Rahmen einer Bonitätsprüfung beim Immobilienverkauf die Finanzierungszusage der Bank zeigen zu lassen. Wichtig: Diese Zusage ist natürlich nur dann aussagekräftig, wenn sie sich ausdrücklich auf Ihre Immobilie bezieht: Anschrift und Bezeichnung des Hauses oder der Wohnung sollten ausdrücklich vermerkt sein. Achten Sie außerdem auf ein aktuelles Datum der Zusage! Ist diese Bankbestätigung in Ordnung, können Sie sicher sein, dass der beantragte Kredit auch bewilligt wird. Die Finanzierungszusage ist das wichtigste Mittel, um abzuschätzen, ob der Interessent den Kaufpreis zahlen kann. Beachten Sie, dass sich die Finanzierung immer nur auf den Darlehensteil bezieht. Viele Käufer werden Eigenmittel für einen Teil der Kosten nutzen. Deswegen ist die Abfrage von Einkommen und Vermögen ebenfalls wichtig.
Aus dem Zusammenspiel dieser vier Eckpfeiler erhalten Sie einen relativ guten Überblick über die Finanzkraft und Bonität des Interessenten. Eine Garantie gibt es allerdings dennoch nicht. Selbst bei perfekten Angaben können noch Probleme auftreten oder der Interessent am Ende nicht zahlen wollen. Sie minimieren „nur“ das Ausfallrisiko, indem Sie Problemkäufer frühzeitig aussortieren.
Wissenswertes rund um das Prüfen der Finanzierung und Bonität
Es gibt noch einige Dinge, die Sie wissen sollten, wenn Sie die Finanzkraft und Bonität des Verkäufers prüfen. Zudem gibt es einige Alarmsignale, bei denen Sie besonders vorsichtig sein sollten. Wir haben außerdem noch einige Tipps, wie Sie Interessenten mit fehlender Finanzierungsbasis aussortieren. Wir stellen Ihnen hier kurz einige Informationen bereit:
- Der Käufer kündigt an, bar zu bezahlen. In diesem Fall können Sie nicht nur keine verlässlichen Angaben überprüfen. Sie laufen auch Gefahr, Opfer eines Geldwäscheversuchs zu werden. Barzahlungswünsche können einen illegalen Hintergrund haben. Halten Sie in diesem Fall Abstand. Überdies sollten Sie diesen Vorfall bei der Polizei melden. Denn schon versuchte Geldwäsche ist ein schwerwiegendes Delikt.
- Fragen Sie frühzeitig nach Unterlagen, die zum Prüfen der Finanzierung und Bonität erforderlich sind. Das darf auch vor dem Besichtigungstermin sein. Denn es kann zeitraubend werden, Ihre Immobilie immer wieder nur scheinbar interessierten Menschen zu zeigen, die für einen Kauf vielleicht gar nicht infrage kommen. Sie vermeiden also „Besichtigungstourismus“.
- Seien Sie wachsam, wenn es auf Fragen nach der Finanzierung ausweichende oder unklare Antworten gibt. Diese können auf eine fehlende Finanzierungszusage hinweisen. Dann kann sich der Verkaufsprozess mit unklarem Ergebnis noch über Wochen hinziehen. Das sollten Sie vermeiden, indem Sie diese Interessenten möglichst früh aussortieren.
- Fokussieren Sie sich auf den Verkauf. Aber löschen Sie nicht bei der ersten erfolgreichen Verhandlung das Inserat. Solange Sie auch nur ansatzweise unsicher sind, ob die Finanzierung gesichert ist, sollten Sie das Immobilienangebot noch im Netz stehen lassen. Gehen Sie auch nicht auf mögliche Bitten zum Löschen, mündliche Zusagen von Kaufinteressierten und dergleichen ein. Verkauft ist die Immobilie erst mit dem Vertrag und der Grundbuchänderung.
- Bei Unsicherheiten im Hinblick auf die Finanzierung könnten Sie sich absichern. Nutzen Sie den Service des Notars. Dieser bietet ein kostenpflichtiges Notaranderkonto an. Mit diesem Treuhandkonto sorgt der Notar dafür, dass das Eigentum an der Immobilie erst dann an den Käufer übertragen wird, wenn der Kaufpreis tatsächlich und in voller Höhe auf dem Notaranderkonto eingegangen ist. Dieser Schritt ist bei ordnungsgemäßem Ablauf allerdings unnötig.
- Vermeiden Sie die Schlüsselübergabe, bevor der Kaufpreis bezahlt ist. Es ist üblich, die Immobilie erst nach Geldeingang zu übergeben. Anderenfalls können Schäden durch Personen entstehen, während der Verkauf am Ende doch noch platzt.
- Vorsicht bei Ratenzahlung! Es kann sein, dass der Käufer den Betrag ganz oder teilweise in Raten bezahlen möchte. In diesem Fall zahlt er die Raten aus eigenem Vermögen (die Bank würde sonst die Summe bestätigen und bereithalten). Mit der Bonitätsprüfung können Sie aber im Vorfeld nicht herausfinden, ob sich die Finanzkraft des Interessenten später negativ ändert oder er Zahlungen nicht nachkommt. Sie haben ein erhöhtes Risiko und sollten Ratenzahlungen vermeiden.
Diese Tipps und Fußangeln helfen Ihnen, Klippen beim Verkauf zu umschiffen. Wenn Sie zusätzlich sowohl Finanzierung als auch Bonität der Interessenten prüfen, sichern Sie sich bestmöglich gegen einen Zahlungsausfall ab. Sie vermeiden, dass Verträge in letzter Sekunde nicht zustande kommen und sparen Zeit und Nerven beim Immobilienverkauf.